„Auf das Zwischenmenschliche kommt es an“

Seit 20 Jahren leitet Thomas Schieber das International Office der DHBW Ravensburg – zunächst alleine, heute mit einem Team. Studierende der DHBW Ravensburg haben aktuell die Wahl unter rund 60 Partnerhochschulen, im Gegenzug kommen pro Quartal etwa 40 Studierende aus dem Ausland nach Ravensburg.

„Nach all den Jahren im International Office kann ich sagen, dass ein Austausch nur dann funktioniert, wenn das Zwischenmenschliche stimmt. Man trifft die Vertreter anderer Hochschulen ja oft bei offiziellen Anlässen, eine Entscheidung trifft man aber dann meist in der Kaffeepause und da genügen oft fünf oder zehn Minuten Gespräch. Eine dieser besonderen und herzlichen Beziehung ist zum Beispiel mit den Hochschulen in Südafrika entstanden. Roy du Pre, der frühere Präsident der Durban University of Technology, ist begeistert von unserem dualen System, das passte bestens zum Aufbau eines Systems von praxisorientieren Hochschulen in seinem Land. Der Austausch funktioniert auch, weil er auch heute noch, nun beratend für das Bildungsministerium in Südafrika tätig, immer wieder nach Ravensburg kommt, sich für die Mediendesigner genauso wie für das Rennwagen-Team interessiert. Südafrika ist auch seit Jahren das beliebteste Land für ein Auslandssemester im Studium.

Mit der International Partnership Week, bei der wir jedes Jahr die internationalen Partner einladen, schaffen wir eine Plattform für die Kommunikation untereinander. Auch das hält das Netzwerk zusammen. Ein gutes Beispiel dafür ist Shanghai. Eine Delegation samt Vizepräsident war zu unserer Partnership Week gekommen, beim  obligatorischen International Cooking in unserer DHBW-Küche hat der sich dann selbst an den Herd gestellt, Jacket ausgezogen, Ärmel hochgekrempelt und lauwarme Fischsuppe wie bei Oma zuhause gekocht. Unser Rektor steuerte Maultaschensalat bei. Solche Erlebnisse bleiben ganz einfach in Erinnerung.

Eine kleine Besonderheit gibt es zudem noch unter unseren Partnerschaften, das ist Ufa in Russland. Seit dem Flugzeugunglück von Überlingen 2002 haben wir diesen Kontakt. Bei dem Zusammenstoß einer Tupolew und einer Boeing stammten die meisten der Toten aus Ufa. Auch der Sohn des Rektors der dortigen Hochschule war bei dem Unfall gestorben. Bei der Gedenkfeier zum ersten Jahrestag kamen wir in Kontakt und seitdem kommen jedes Jahr Studenten aus dieser Region südlich des Ural nach Ravensburg.

Wir im International Office haben definitiv keinen typischen Verwaltungsjob. Ich erinnere mich an einen Fall als Studenten aus Ruanda auf ihrem Flug hierher in Istanbul festgenommen wurden. Es folgten viele Telefonate, auch mit den Familien der Jungs, nach ein paar Tagen ging es zum Glück weiter nach Ravensburg. Jeden Tag erleben wir auch die kulturellen Unterschiede hautnah. Da sind Inder die sich wundern, dass 24 Stunden am Tag Wasser aus der Dusche kommt und andere Studenten, die noch nie in ihrem Leben putzen oder kochen mussten. Auch die Mülltrennung sorgt immer wieder für Verwunderung. Wir haben inzwischen zum Semesterbeginn ein kleines Alltagsseminar Deutschland im Programm. Aber letztendlich fördert ja auch die Diskussion ums Putzen das Zwischenmenschliche.“