„Das Verhältnis war fast schon familiär“

43 Studierende haben am 1. Oktober 1978 an der damaligen Berufsakademie Ravensburg mit dem Studium begonnen – 26 im Studiengang Industrie und 17 im Maschinenbau. Rainer Bürker war einer von ihnen, sein Partnerunternehmen war die ZF Friedrichshafen AG – dort arbeitet er auch heute noch.

„Durch einen Zeitungsartikel bin ich damals auf den Start der BA in Ravensburg aufmerksam geworden. Interessant waren für mich vor allem die Verbindung von Theorie und Praxis sowie die finanzielle Unabhängigkeit.

Unsere ersten Seminarräume waren in der Marktstraße 28. Wir waren damals ja nicht viele Studenten, das Verhältnis war dadurch fast schon familiär. Wenn wir ein Anliegen hatten gab es den kurzen Draht etwa zum Verantwortlichen Technik, zu Prof. Friedrich Vorster. Wir hatten alles was wir brauchten, PCs gab es damals noch nicht, Rechenschieber und der Dubbel, das Taschenbuch für den Maschinenbau, reichten erstmal vollauf. Die Bibliothek war ein größeres Regal, das Semester um Semester aufgestockt wurde. Gut war, dass wir an der Fachhochschule die Labore nutzen konnten.

In der Theorie waren wir von Beginn an sehr eingespannt, in den Praxisphasen hatten wir wenigstens Feierabend. An unsere Stammkneipe kann ich mich aber noch erinnern, das war der Salzstadel. Die Kommilitonen kamen alles aus einem Umkreis von 60 oder 70 Kilometer, Dürmentingen oder Tuttlingen waren das Weiteste. Von den 17 Studenten im ersten Jahrgang Maschinenbau machten schließlich 15 ihren Abschluss.

Nachteil für uns als ersten Jahrgang war, dass die Ausbildung noch völlig unbekannt war und wir uns ständig erklären mussten. Viele Firmen zahlten uns zunächst auch nicht dasselbe Gehalt wie den Kollegen anderer Hochschulen. Die ersten Absolventen der BA Ravensburg bekamen später die Möglichkeit, sich gegen eine Gebühr von 120 Mark den Dipl.-Ing. (BA) zu kaufen. Meine Mutter hat mich damals dazu überredet. Zum Glück, denn für einen Wechsel im Betrieb habe ich das später tatsächlich einmal gebraucht.

Ich arbeite auch heute noch bei meinem damaligen Partnerunternehmen, der ZF. Genau wie die drei Kommilitonen, die 1978 mit mir bei BA und ZF im dualen Studium begonnen hatten, einer davon ist übrigens schon in Altersteilzeit. In 40 Jahren sind bei mir bei der ZF einige Stationen zusammen gekommen. Aktuell bin ich etwa im technischen Vertrieb, davor war ich in der Entwicklung von Automatikgetrieben für Lkw. Heute sind die dualen Studenten natürlich keine Exoten mehr, bei uns sind sie zur Selbstverständlichkeit geworden.“