„Wir müssen uns auf den Weg machen“

„Regulatorik für Nachhaltigkeit“ lautete der Titel des Finance Talk der Studiengänge BWL-Bank und BWL-Finanzdienstleistungen an der DHBW Ravensburg. Auch Banken müssen zum Beispiel Nachhaltigkeitskriterien in ihre Kreditvergabe und Risikobewertung integrieren. Ihre Erfahrungen teilten vier überzeugte und motivierte Nachhaltigkeitsmanagerinnen von Banken und Unternehmen bei einer Talkrunde. Ihr Fazit: Ein großes Thema. Es bringt vor allem langfristig viele Chancen mit sich, kostet natürlich auch Geld und Ressourcen. Und birgt auch Frustpotenzial – ein Stichwort dabei ist die Überregulierung.

Eine erste Einordnung zum Thema lieferte Prof. Dr. Sven Döring. Natürlich hat das Risikomanagement bei den Banken immens an Fahrt aufgenommen. Bei den diversen neuen Regulierungsvorschriften fehlt vielen inzwischen der Überblick, da hat er manchmal „ein Gefühl von Tetris“. Studiengangsleiter Prof. Dr. Stefan Fischer moderierte eine Talkrunde und fragte zum Beispiel: „Kostet Regulatorik nur oder bringt es auch was?“ – Und: „Bietet Regulatorik einen Ansatz, um nachhaltig zu werden?“

„Wir müssen uns auf den Weg machen“, machte Anna Linssen, Nachhaltigkeitsmanagerin Volksbank Bodensee-Oberschwaben eG deutlich. Und ja, die Regulatorik biete vor allem langfristig Potenzial für die Nachhaltigkeit. Anna Linssen ist sich sicher, dass daraus neue und nachhaltige Produkte, Dienstleistungen und Angebote entstehen werden. Daniela Zitterell, Verantwortliche Nachhaltigkeit bei der Kreissparkasse Biberach, sieht es als Chance für Innovation und die Möglichkeit, „einfach mal andere Gedankengänge zu verfolgen“. Auch bei MTU Aero Engines hat das Thema Nachhaltigkeit einen hohen Stellenwert. Schließlich, so Stefanie Felbermeier, Nachhaltigkeitsmanagerin Supply Chain, „soll langfristig die fliegende Brennstoffzelle“ Wirklichkeit werden. Alle Nachhaltigkeitsmanagerinnen in der Talkrunde warnten vor einer Überregulatorik und vor zu viel Bürokratie in dem Zusammenhang. „Das hemmt den Fortschritt“, so Anna Linssen. „Das frisst viel Zeit, die wir gerne anders verwenden würden“, so Stefanie Felbermeier.

Die Nachhaltigkeitsbilanz betrifft im Falle der Banken zu 97% die finanzierten Emissionen wie Kreditvergaben. Das machte Marie-Teres Würth, Nachhaltigkeitsmanagerin Volksbank Allgäu Oberschaben eG, deutlich. 3% gehen auf den Fußabdruck der Bank selbst. Dennoch sehen es die Nachhaltigkeitsmanagerinnen als große Aufgabe, auch intern ein Bewusstsein zu schaffen. Die Auszubildenden der Volksbank Bodensee-Oberschwaben etwa pflanzen zwei Tage lang Bäume im Forst. Die Bank hat zudem ihre Mitarbeiter*innen befragt, in welchen Bereichen die Bank etwas bewirken kann – wie bei Energie, Bildung oder Infrastruktur für Städte. Die Kreissparkasse Biberach hatte schon früh E-Autos unter dem Motto „So grün kann rot sein“ am Start.

Von ihrem „Job“ ist die Talkrunde voll und ganz überzeugt. „Es ist ein Zukunftsthema, von dem ich persönlich überzeugt bin“, so Marie-Teres Würh.