DHBW-Absolventin aus Ravensburg wurde an der Technischen Universität Clausthal promoviert

Sarah Gander hat von 2009 bis 2012 an der DHBW Ravensburg im Studiengang BWL-Industrie studiert. Inzwischen wurde sie an der TU Clausthal zum Thema „Evaluation beruflicher Weiterbildung anhand des Erfolgskriteriums Zeit“ promoviert.

Auf ihren Bachelor an der DHBW Ravensburg folgte für Sarah Gander ein berufsbegleitendes Masterstudium der Wirtschaftspsychologie an der SRH Riedlingen. Von 2012 bis Anfang 2020 war sie am IWT, einem Partner der DHBW Ravensburg, als Programmleitung für Weiterbildung und Wissenstransfer tätig. Seit 2020 leitet sie die Personalentwicklung der Stadtverwaltung Friedrichshafen.

Im Oktober 2016 hatte sich Sarah Gander an der TU Clausthal eingeschrieben. Fortan ging es – wieder berufsbegleitend – um die „Evaluation beruflicher Weiterbildung anhand des Erfolgskriteriums Zeit“. Doktorvater war Prof. Dr. Wolfgang Pfau. Den Kontakt hierzu hatte Prof. Dr. Ernst Deuer hergestellt, der vor seiner Berufung an die DHBW Ravensburg ebenfalls an der TU Clausthal als Lehrender an der Fakultät für Energie- und Wirtschaftswissenschaften tätig war. Er übernahm die Co-Betreuung und das Zweitgutachten.   

Im Fokus der Arbeit stand, ob und anhand welcher Indikatoren der Weiterbildungserfolg einer beruflichen Weiterbildung durch die Zeit (Kriterium Zeiterfolg) evaluiert werden kann. Daneben wurde untersucht, inwiefern sich diese Indikatoren durch die Rahmen- und Umfeldbedingungen beeinflussen lassen.

Gerade für Unternehmen ist es wichtig, den Erfolg einer Maßnahme anhand von Kennzahlen zu betrachten, um erkennen zu können, ob sich der Einsatz gelohnt hat und die Maßnahme gegebenenfalls wiederholt werden sollte. Die monetäre Betrachtung weist allerdings Herausforderungen und Grenzen auf. Sie ist in den wenigsten Fällen direkt durch den Teilnehmenden zu erfassen, durch subjektive Einflüsse bei der Umrechnung fehleranfällig und kann nicht immer alle pädagogischen Ergebnisse einer Weiterbildung abbilden. Der Faktor Zeit hingegen spielt im Unternehmensalltag eine immer größere Rolle – Produktlebenszyklen werden kürzer, Tarifparteien verhandeln explizit über den Zeiteinsatz der Mitarbeitenden – und ist strengen Grenzen unterworfen: Im Gegensatz zu Geld ist Zeit nicht speicherbar und verrinnt unaufhörlich. Dafür kann sie, nicht wie Geld, von jedem einzelnen Mitarbeitenden direkt erlebt und erfasst werden.

Im Rahmen einer empirischen Untersuchung wurden Teilnehmer*innen von beruflichen Weiterbildungen regionaler Weiterbildungsanbieter zu einer Befragung eingeladen. Die Untersuchungsergebnisse zeigen, dass der Zeiterfolg durch die Befragung der Teilnehmenden direkt erfassbar ist und die meisten pädagogischen Ergebnisse einer Weiterbildung in Zeit dargestellt werden können. Allerdings ist auch die Zeit subjektiven Einflüssen sowie Rahmen- und (weniger) Umfeldbedingungen unterworfen. Der Zeiterfolg liefert neben den klassischen Evaluationsmodellen zusätzliche Erkenntnisse über den Weiterbildungserfolg und scheint vor allem für repetitive Tätigkeiten besonders geeignet zu sein. Das Zeiterfolg-Instrument kann daher für die Verantwortlichen im Unternehmen, je nach Weiterbildungsziel, eine ergänzende Möglichkeit sein, dieses besser zu erfassen und der sich steigernden Rolle der Zeit im Unternehmenskontext gerecht zu werden.

Im Sommer 2022 erfolgte die Verteidigung der Dissertation unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Leonhard Ganzer, dem Dekan der Fakultät für Energie- und Wirtschaftswissenschaften. „Es war ein anstrengender, spannender Prozess mit Höhen und Tiefen“ – so das Fazit der frischgebackenen Dr. Gander, die seit 2020 die Personalentwicklung der Stadtverwaltung Friedrichshafen leitet.