Forschung, Innovation, Transfer: FIT in die Zukunft

Mit der Hochschulwerdung der DHBW Ravensburg hat die Duale Hochschule Baden-Württemberg einen Forschungsauftrag erhalten. Über die aktuellen Entwicklungen spricht Prof. Dr. Simon Ottler in einem Interview. Simon Ottler ist seit Oktober 2020 Prorektor und Dekan Wirtschaft an der DHBW Ravensburg, das Thema anwendungsorientierte Forschung liegt ihm dabei besonders am Herzen.

Herr Ottler, Hochschulen und Universitäten haben schon lange auch einen Auftrag zur Forschung. Was ist das Besondere an dem noch jüngeren Forschungsauftrag der Dualen Hochschulen wie der DHBW Ravensburg?

Eine Besonderheit bei uns ist die anwendungsorientierte Forschung im Verbund mit den Unternehmen. Dazu kommt unsere starke regionale Verwurzelung. Wir arbeiten in der Forschung speziell mit unseren Partnerunternehmen hier vor Ort zusammen, sind aber in manchen Bereichen auch überregional und sogar im internationalen Umfeld positioniert. Wir wollen nicht nur ein wichtiger Bildungspartner in der Region sein, sondern auch ein kompetenter Partner in den Bereichen Wissenschaft und Transfer. Sichtbar machen wir das aktuell auch durch die Positionierung unserer FIT-Strategie – Forschung, Innovation und Transfer. Fit in die Zukunft, das ist unser Antrieb.

Am Technikcampus Friedrichshafen wird diese Vernetzung bereits gelebt, dort ist das IWT Wirtschaft und Technik (IWT) als Partner der DHBW Ravensburg ansässig. Die DHBW Ravensburg ist zudem eingebunden in das Regionale Innovations- und Technologietransferzentrum (RITZ). Eine erfreuliche Entwicklung, oder?

Das ist richtig, in der Technik wurden bereits viele Weichen gestellt. Wir sind sehr froh über die Kooperation mit dem RITZ. Das RITZ-Gebäude neben dem DHBW-Gebäude ist inzwischen fertiggestellt, und wir nutzen die Räumlichkeiten im Verbund mit vielen anderen Partnern für unsere gemeinsamen Forschungsprojekte. ALFRIED ist ein gutes Beispiel, in dem Projekt wird gemeinsam mit elf Partnern das autonome und vernetzte Fahren am Beispiel Testfeld Friedrichshafen vorangebracht. Mit dem IWT verwirklichen wir gemeinsam weitere Forschungsprojekte und bieten Schulungen an – sowohl für die Betriebe der Region als auch für Studierende.

Am Campus Ravensburg und in der Fakultät Wirtschaft sind die Kompetenzzentren der Dreh- und Angelpunkt für die anwendungsorientierte Forschung. Wo geht da die Reise hin?

In Ravensburg haben wir inzwischen drei FIT-Zentren gegründet. Vorreiter seit einigen Jahren ist das Zentrum für empirische Kommunikationsforschung (ZEK), dort sind die Professor*innen studiengangsübergreifend eingebunden. Die Unternehmen können dabei mit ihren Anliegen im Bereich Forschung auf uns zukommen. Regelmäßige Tagungen bringen die Akteure zu relevanten Themen zusammen. Die Studierenden profitieren über ein Schulungsprogramm, das wir neben dem Curriculum zur Vertiefung anbieten. Ähnlich sind auch die anderen Kompetenzzentren aufgebaut. Ein Schwerpunkt im Zentrum für empirische Managementforschung (ZEM) sind Managementsimulationen mit Planspielen, im Zentrum für digitale Innovationen (ZDI) stellen wir uns den Herausforderungen der Digitalisierung. Diese Struktur der Kompetenzzentren möchten wir weiter ausbauen.

Was sind die Schwerpunkte in der Forschung an der DHBW Ravensburg?

Mobilität, Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind einige der präsenten Themen. Diese werden auch von den jüngst am Technikcampus gegründeten FIT-Zentren aufgegriffen: dem Zentrum für Digitalisierung in Mobilitätssystemen (ZDM), dem Zentrum für Digitalisierung und Elektrifizierung in Luftfahrtsystemen (ZDEL) sowie dem Zentrum für Digitalisierung in Produktion und Produktentwicklung (ZDP).

Bisher waren die Rahmenbedingungen in Bezug auf Personal, Ausstattung und Mittel nicht gerade ideal. Aber vieles ändert sich gerade zum Positiven, wie sehen Sie das?

Ja, wir machen da gerade gute Fortschritte. Sowohl unser Präsidium als auch das Ministerium schaffen günstigere Rahmenbedingungen. Über das Innovationsprogramm Forschung (IPF) der DHBW werden derzeit fünf Promotionen an der DHBW Ravensburg gefördert. Das Wissenschaftsministerium hat eine eigene Landesforschungsförderlinie für die DHBW mit einem Volumen von 1,5 Millionen Euro neu ausgeschrieben. Im Fokus steht dabei die Weiterentwicklung der kooperativen Forschung gemeinsam mit den Dualen Partnern. Eine positive Entwicklung ist auch, dass wir nun vor Ort die Möglichkeit haben, die Wissenschaftler etwa bei Anträgen oder dem Kontakt zu Unternehmen über unser neues Servicezentrum FIT zu unterstützen.

Wo sehen Sie weiteren Bedarf?

Ich hoffe, dass wir auch über die Deputate und Leistungszulagen weitere Anreize für die forschenden Kolleg*innen schaffen können. Außerdem müssen wir in der Sichtbarkeit besser werden, etwa durch eine Belebung unserer Schriftenreihe.

Thema Sichtbarkeit: Der nächste DHBW-Forschungstag wird am 11. Februar 2022 am Campus Friedrichshafen der DHBW Ravensburg, genauer im RITZ, abgehalten. Eine tolle Gelegenheit, gibt es schon einen Titel?

„Perspektiven der Mobilität“ lautet der Titel. Wir sehen das sehr weit. Einerseits haben wir natürlich im Wortsinn einen Schwerpunkt in dem Bereich. Aber Mobilität tangiert ja viele Gebiete. Wir freuen uns schon, uns an dem Tag auch den Vertretern unserer Partnerunternehmen im Sinne einer transferorientierten Forschung zu präsentieren.

 

Prof. Dr. Simon Ottler:

Prof. Dr. Simon Ottler ist seit Oktober 2020 Prorektor und Dekan Wirtschaft an der DHBW Ravensburg. Nicht erst seit seinem Amtsantritt hat er sich das Thema anwendungsorientierte Forschung speziell auf die Fahne geschrieben. Er gründete mit dem Zentrum für empirische Kommunikationsforschung (ZEK) das erste Kompetenzzentrum an der DHBW Ravensburg, das er bis heute leitet. Weitere Impulse setzt er nun mit der Bündelung und Weiterentwicklung der Forschungsthemen über das neu gegründete Servicezentrum FIT.