Die touristische Zukunft im Zeichen von Digitalisierung und Klimawandel

Die Tourismuswirtschaft boomt – und steht vor immer neuen Herausforderungen. Unter dem Titel „Tourismus: Blick(t) in die Zukunft“ stellte sich der 16. Ravensburger Tourismustag nun Themen wie der Digitalisierung, dem Klimawandel oder neuen Entertainmentformaten. Organisiert wurde er vom Studienzentrum Tourismus, Hotellerie & Gastronomie der DHBW Ravensburg, unterstützt werden die Tourismusexperten der DHBW von DEHOGA und Heilbäderverband Baden-Württemberg sowie der IHK Bodensee-Oberschwaben. Bei der Veranstaltung wurden zudem Sarah Falk, Jasmin Kleinbub und Alina Schülzchen für ihre hervorragenden Abschlussarbeiten an der DHBW Ravensburg ausgezeichnet.

Die wissenschaftliche Leistung der Absolventen des Studiengangs sichtbar machen und die aktuell Studierenden zu motivieren sind die Ziele der Auszeichnung. Dotiert sind die Preise jeweils mit 500 Euro – dank der Unterstützung der Friedrich Hospitality Foundation. Die noch junge Stiftung hat es sich zum Ziel gesetzt, Grundlagen für eine solide Ausbildung im Gastgewerbe zu schaffen. Erste Projekte laufen bereits in Afrika. Aber auch hierzulande ist dies Michael und Christina Friedrich ein Anliegen.

Sarah Falk: Produktentwicklung im Wandertourismus – Eine Potentialanalyse zur Ableitung einer Handlungsempfehlung zur Konzeptionierung eines industriellen Familienwanderweges.
Sarah Falk hat ihren Abschluss im Studienschwerpunkt Destinations- und Kurortemanagement gemacht. Das Partnerunternehmen der Weingartenerin war die Tourist-Information Ailingen. Für ihre Bachelorarbeit hat sie sich damit beschäftigt, das Thema industrielle Entwicklung rund um Ailingen und Friedrichshafen touristisch in einem Familienwanderweg aufzuarbeiten. Dazu hat sie unter anderem verschiedene Expertengespräche geführt. Nach ihrem Studium ist sie der Region treu geblieben und arbeitet bei der Oberschwaben Tourismus GmbH in Bad Schussenried.

Jasmin Kleinbub: Generierung von Handlungsempfehlungen für die Onboardingphase syrischer Geflüchteter im Schwitzer‘s Hotel am Park anhand einer Online-Befragung.
Jasmin Kleinbub hat ihren Abschluss im Studienschwerpunkt Hotel- und Gastronomiemanagement gemacht. Sie hat sich in ihrer Bachelorarbeit mit der Integration von syrischen Flüchtlingen beschäftigt. Grundlage für ihre Handlungsempfehlungen waren eine Online-Umfrage. Sie rät den Arbeitgebern, das Thema Kultur und Religionszugehörigkeit ganz konkret zu thematisieren. Wünsche und Bedürfnisse aller Beteiligten sollten angesprochen werden, helfen können auch interkulturelle Trainings und Sprachpaten. Wichtig ist, nicht nur das Arbeitsumfeld zu regeln, sondern die neuen Mitarbeiter auch in ein soziales Gefüge einzubinden. Jasmin Kleinbub macht inzwischen ihren Master.

Alina Schülzchen: Die Customer Journey des Breidenbacher Hofs – eine Analyse der Post-stay Phase der Customer Journey im Vergleich mit ausgewählten Häusern der Selektion Deutscher Luxushotels.
Alina Schülzchen hat ihren Abschluss ebenfalls im Studienschwerpunkt Hotel- und Gastronomiemanagement gemacht, ihr Partnerunternehmen war der Breidenbacher Hof. Sie hat in ihrer Arbeit einen qualitativen Blick gerichtet auf die Interaktion ihres Hotels mit seinen Gästen, verbunden mit einer Analyse anderer Hotels dieser Kategorie. Nach ihrem Studium arbeitet sie am Tegernsee, im Althoff Seehotel Überfahrt.

Eingebettet war die Preisverleihung in den 16. Ravensburger Tourismustag und seinen Blick auf die Zukunft der Branche. Michael Buller vom Verband Internet Reisevertrieb etwa sprach über die technischen Möglichkeiten, die unseren Alltag verändern. Er wagte die These, dass sich „durch die Vernetzung die Branchen sowieso auflösen“. Bestes Beispiel: Das Reiseportal Expedia war keine Erfindung der Branche selbst, sondern von Microsoft. Im letzten Jahr haben Online-Buchungen der Haupturlaubsreise im Jahr erstmals die persönliche Buchung im Reisebüro überholt. Ist das Reisebüro als Mittler also bald ein Auslaufmodell?

Markus Beyr sprach über „Medienbasierte Entertainmentformate für alle Sinne“. Er ist Chief Executive Officer der Wiener Firma Attraktion!, die Erlebniswelten, Besucherzentren und Firmensitze auf der ganzen Welt gestaltet. Seine Welt ist die „totale Immersion“ – also das komplette Abtauchen in eine virtuelle Welt. Er gab einen Überblick über 4D-Kinos, interaktive Exhibitions und Flying Theater. Kommt da der reale Ravensburger Mehlsack überhaupt noch mit? Auch die Tourist-Info Ravensburg macht sich da Gedanken, wie der Erste Bürgermeister Simon Blümcke erläuterte. „Virtuelle Erlebnisse werden eine Stadtführung vor Ort nicht ersetzten, aber uns ist klar, dass wir vor Ort auch digitale Angebote machen müssen“, so Blümcke. Wie rasant sich der virtuelle Tourismus in den vergangenen Jahren entwickelt hat, machte Prof. Dr. Jan Specht deutlich. Er zeigte etwa, was eine verbesserte Technik im Bereich VR-Realitäten heute für virtuelle Erlebnisse möglich macht.

Zurück in die reale Welt. Die Zukunft heißt auch Klimawandel, und den beleuchtete Prof. Dr. Anja Brittner-Widmann am Beispiel der Region Bodensee. Skeptisch-optimistisch lautet hier die Prognose. Je nach Modell könnte das Wetter hierzulande im Jahr 2080 vergleichbar mit Pamplona oder mit den Seychellen sein. Mehr heiße Tage könnten den Tourismus ankurbeln, für die Skiregionen sieht es allerdings weniger gut an.