„Ich bin dankbar, dass ich diesen Job machen durfte“

Vor 33 Jahren waren Berufsakademie und duales Studium noch nahezu unbekannt. Damals kam Prof. Dr. Jörg Beier an die BA, die heutige DHBW Ravensburg, und war als Pionier damit beteiligt an einer Erfolgsgeschichte und der Entwicklung einer Hochschule, die heute 3700 Studierende zählt. Maßgeblich aufgebaut hat er zunächst den Studiengang BWL-Handel und später den Studiengang BWL-Messe-, Kongress- und Eventmanagement. 

Die Berufsakademie war gerade mal fünf Jahre alt, die Zahl der Studierenden bescheiden und eine gute Handvoll Fachleiter und Verantwortlicher machten sich an die Arbeit, für die Idee des dualen Studiums Überzeugungsarbeit zu leisten. Einer von ihnen war Jörg Beier, der von der Universität Köln nach Ravensburg kam, dort den Studiengang BWL-Handel aufbauen sollte und dafür zunächst einmal bei den Firmen Klinken putzen ging. Er kam rum, Oberschwaben kennenzulernen war somit ein Leichtes. Zugute kam ihm, dass die Eltern ein Handelsunternehmen hatten. Allmählich bildete sich ein Fundament an Unternehmen, auch viele Firmen-Chefs begannen,  ihre Kinder zum BWL-Studium an die Berufsakademie zu schicken. All das hat gefruchtet, heute sind es 1200 Partnerunternehmen, die auf das Studium an der DHBW Ravensburg setzen. 

War Jörg Beier denn gleich überzeugt vom dualen System? Dem beruflichen Start an der BA im Jahre 1983 folgte der Hausbau in Vogt 1984. Ein deutliches „Ja“ also. „Ich habe Hochachtung vor dem Land, so etwas geschaffen zu haben. Mit den Berufsakademien wurde die Bildung in die Regionen gebracht, und damit auch in die Unternehmen. Das unterstützt die Struktur in Baden-Württemberg mit seinen Global Playern in der Region“, schwärmt Beier.

1985 kündigte sich bei Prof. Beier in Ravensburg Besuch an. Die Chefs der Messen Friedrichshafen und Stuttgart sowie vom Verband der deutschen Messewirtschaft sprachen vor wegen einer Weiterbildung im Messebereich. 1986 begann ein Student, 1987 waren es 14 Studierende und heute beginnen jedes Jahr rund 100 junge Menschen im Studiengang BWL-Messe-, Kongress- und Eventmanagement. Alle großen Messen in Deutschland schicken ihren Führungsnachwuchs nach Ravensburg, die bislang rund 2000 Absolventen arbeiten deutschland- und weltweit in der Branche. Eine Erfolgsgeschichte. „Die DHBW Ravensburg bietet in dem Bereich das Beste in Deutschland“, sagt Beier. Teil des Erfolgsrezepts: „das Ohr an den Unternehmen und die Wissenschaftlichkeit“. Dazu kommt eine reizvolle Mischung – ein „knallhartes BWL-Studium, das auf Typen trifft, die kommunikativ, kreativ, ein bisschen aufmüpfig sind, und die auf jeden Fall den ,Ich will was bewegen-Drive´ haben“, beschreibt Beier.

Spricht man ihn auf die schönen Momente in den vergangenen 33 Jahren an, dann kommt Beier vor allem auf die Studierenden zu sprechen: „Ich bin dankbar, dass ich diesen Job machen durfte, dass ich jungen Menschen Bildung vermitteln durfte.“ Was das bewirkte erlebt er oft – letztes Jahr etwa besuchte er seinen allerersten Messe-Studenten aus dem Jahr 1986, der lebt heute in Kolumbien.

Spricht man Jörg Beier auf seinen Ruhestand an, dann kommt sein „zweites Leben“ ins Spiel, wie er sagt. Schon heute bietet er unter dem Dach des Verbands internationaler Messen (UFI) Fortbildungen im Messebereich an – und zwar weltweit. Ob in Thailand, Saudi-Arabien oder Russland – der Bedarf ist riesengroß. Er plant eine Übersetzung des Unterrichtsstoffs ins Chinesische und hat die Idee für einen Kongress in Südafrika. Mit Oberschwaben als Basis wird Beier also auch nach der Zeit an der DHBW Ravensburg in aller Herren Länder dem Thema Messe treu bleiben.