„Als Politiker lernt man ein Leben lang“

Das Personalwesen ist ein wesentlicher Bestandteil des Studiengangs BWL-Industrie an der DHBW Ravensburg. Mit Walter Riester, dem ehemaligen SPD-Minister für Arbeit und Sozialordnung erlebten die Studierenden bei einer Vorlesung einen Experten und dazu noch einen Gewerkschafter durch und durch in ihrer Vorlesung. Er war auf Einladung von Prof. Dr. Ernst Deuer nach Ravensburg gekommen.

Der gelernte Fliesenleger begann seine Gewerkschafts-Laufbahn als Jugendsekretär beim DGB-Landesbezirk Baden-Württemberg und setzte schließlich seine Akzente als Zweiter Vorsitzender der IG Metall und als Arbeitsminister. Mit seinem Namen fest verbunden ist die Riester-Rente als staatlich bezuschusste private Altersvorsorge. Die Studierenden erlebten einen 81-Jährigen, der an vielen Weichenstellungen rund um das Thema Arbeit beteiligte war – und gerne bereit ist, seine Einblicke und Erfahrungen zu teilen.

Als Gewerkschafter erlebte er viele Entwicklungen, die mal kooperativ und auch mal konfrontativ vorangekommen sind. Handelten die Gewerkschaften zunächst „nur“ den Lohn mit den Arbeitgebern aus, ging es nach und nach auch um die Arbeitsbedingungen wie die Arbeitszeit, Flexibilisierungen oder Fortbildungen. „Als Politiker lernt man ein Leben lang“, sagt Riester. Das Thema liegt ihm am Herzen – nicht nur mit Blick auf die Politiker, sondern auch auf die Arbeitnehmer.

Aus dem Nähkästchen plauderte über Fusionen wie die zu Thyssenkrupp. Eine geplante feindliche Übernahme, die schließlich nicht zustande kam. Und bei der die Gewerkschaften ein gehöriges Wörtchen mitreden konnten. Ein Wirtschaftskrimi auch die Fusion von Daimler und Chrysler.

Was die Studierenden wissen wollten? Was Riester denn von Aussagen hält, die Deutschen wären arbeitsfaul geworden. „Populistische Sprüche“, findet er: „In Deutschland gibt es so viele Erwerbstätige wie noch nie.“ Das ziehe ein Plus an Teilzeitkräften nach sich. Was rät er Experte für eine Rentenreform? „Alle müssen verpflichtet werden, mehr Rücklagen zu bilden – und das möglichst früh.“ Eine lebhafte Diskussion – Studiengangsleiter Prof. Dr. Christoph Neef hat es gerne gehört.