„Immunisierung der Bürger mit Bildung“

Es ging um einen verantwortungsvollen politischen Diskurs. Das Zentrum für empirische Kommunikationsforschung (ZEK) und das Center for Immersive Media (CIM) an der DHBW Ravensburg hatten zu ihrer Jahrestagung mit dem Titel MACHT.MEDIEN – Strategien, Wirkungsweisen und Verantwortung politischer Kommunikation eingeladen. Deutlich wurde dabei, was für eine Rolle die Bildung in diesem Zusammenhang spielt.

Was macht einer verantwortungsvollen politischen Kommunikation das Leben eigentlich schwer? Das zeigte Prof. Dr. Frank Brettschneider, Universität Hohenheim in einem Vortrag „Populismus und Medien – eine kommunikationswissenschaftliche Einordnung“ auf. Es sind unter anderem Verschwörungsmythen. Deren Narrativ: Ein einheitlicher Volkswille werde unterdrückt, die Lügenpresse tut ihres dazu und das alles ist von langer Hand und von unsichtbaren Mächten geplant. Regelmäßige Befragungen ergeben bei 15 % der Befragten ein populistisches Weltbild.

Wie kann man dem entgegenwirken? Hier spielt die Bildung eine entscheidende Rolle, so die Referenten. Ein alter politscher Hase ist Ulrich Müller, Landesminister a.D., er spricht von einer „Immunisierung der Bürger mit Bildung“. Er referierte über die politische Kultur als Rahmen politischer Kommunikation. Und sieht die Seriosität als „Goldstandard politischen Handelns“ an. Das unterstreicht Frank Brettschneider, der als Lösungsansatz Nummer 1 einen „funktionierenden Staat“ propagiert, der sich um die Probleme der Menschen kümmert. Als weiteren Schlüssel sieht er die direkte Kommunikation. Die findet er derzeit vor allem auf der kommunalen Ebene.

Welche Gefahren lauern macht Alexandra Hardorf am Beispiel der schönen neuen Welt der Künstlichen Intelligenz deutlich. Die Regisseurin von „Der Autokraten-Code“ geht in dem Film der Frage nach, ob KI den Demokratien schaden kann. Sechs Expert*innen wagen ein einzigartiges Experiment: Sie erschaffen mit Hilfe von KI eine autokratische Führungspersönlichkeit für Deutschland. Der Film lässt erahnen, was passieren kann, wenn politische Akteure ohne Skrupel die neue Technik nutzen.

Die Macht der Bilder war ein weiteres Thema der Tagung. Karin Seiler, Knowledge Visualization, ZHdK Zürich, appellierte angesichts der modernen „Ikonomanie“, also Bildersucht, „Bilder reflektiert und verantwortungsvoll einzusetzen.“ Das unterstrich Patrick Enssle, Kriegsreporter, eindrucksvoll, der berichtete, wie es ist, sich darauf einzulassen vom Krieg in der Ukraine zu berichten.

In Open Lab-Formaten gab es zudem ausgiebig Gelegenheit, das ZEK und das CIM mit seinem MultiCast-Studio kennenzulernen. Dort gab es auch Arbeiten von Studierenden Mediendesign zu sehen, die sich mit dem Thema auseinandersetzen. Zum Beispiel von Mariam Raziq, Isabelle Dörner und Jascha Jakob, die ihre App Roomly vorstellten. Die App visualisiert unsere digitale Filterblase, also unsere digitalen Fußspuren. Oder von Laura Rösch, Anna Steiner und Elena Bender, die eine App zur Förderung der Diskussionskultur erdacht haben.

Der Abschluss der Tagung war ein Couchgespräch mit den Referent*innen, moderiert von Michael Reidel, Ressortleiter der Horizont.