Holzbau trifft Hochschule
Die Meersburger Firma Holzbau Schmäh ist das erste Handwerksunternehmen, mit dem die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Ravensburg bei ihrem Studiengang BWL – Digital Business Management kooperiert. Diese Fachrichtung legt laut der Hochschule besonderes Augenmerk auf
das betriebswirtschaftliche Fundament und dessen Schnittpunkte zu Digitalisierung und IT. In dem dreijährigen Bachelor-Studiengang verbringen die Studierenden stets abwechselnd drei Monate an der Hochschule und drei Monate im beteiligten Unternehmen. Zu den insgesamt 25 Partnern, mit denen die DHBW Ravensburg in diesem Studiengang zusammenarbeitet, zählen etwa Airbus, Bosch,Ravensburger, Weleda und das Stadtwerk am See.
Mit der Beteiligung des Meersburger Zimmerei-Unternehmen, das zum 1. Oktober 2025 erstmals in seiner 153-jährigen Geschichte eine:n Dualen Studierende:n einstellt, betreten beide Seiten Neuland. Sie erhoffen sich davon eine fruchtbare Zusammenarbeit: Die DHBW möchte den Studiengang BWL-Business Management im Handwerk bekanntmachen und weitere Kooperationspartner aus diesem Bereich gewinnen. In Holzbau Schmäh dürfte die Hochschule den für diesen Zweck idealen Pionier-Betrieb gefunden haben.
Holzbau Schmäh ist ein preisgekröntes, wachsendes Unternehmen, das vor zwei Jahren in Eigenregie einen topmodernen Firmensitz für seine derzeit 60 Mitarbeitenden baute. „Im innovativen Handwerk braucht es für gute handwerkliche Leistungen auch Digitalisierung“, sagt Sebastian Schmäh, der das Unternehmen in sechster Generation führt. Er hatte es 2003 mit gerade mal zwei Mitarbeitern übernommen und machte es zu einem Vorzeigebetrieb, der immer wieder hochkarätige Auszeichnungen für seine Denkmalsanierungen aber auch seine Nachwuchsarbeit einheimst: Seit 2003 hat Holzbau Schmäh 47 junge Menschen ausgebildet und beschäftigt aktuell 23 Azubis.
Bereits jetzt interessieren sich Studienanwärter:innen für den Platz bei Holzbau Schmäh. Kaum hatte die DHBW den Zimmererbetrieb in ihre Partnerliste aufgenommen und noch bevor die Kooperation offiziell publik gemacht wurde, trudelten die die ersten Bewerbungen in Meersburg ein.
Sebastian Schmäh hat bereits viele Einsatzgebiete für eine:n Studierende:n im Visier: etwa die Erstellung eines eigenen Intranets oder die Entwicklung einer mit einer Kalkulationssoftware hinterlegten „Wirtschaftlichkeitsampel“, die seinen Mitarbeitenden stets aktuell und transparent zeigt, wo die Firma in punkto Effizienz und Rentabilität gerade steht. Digitalisierung könnte auch die Vorbereitung und Durchführung der Mitarbeitenden-Jahresgespräche optimieren oder helfen, das monatliche Bewertungssystem, das mit Sonderzahlungen für außergewöhnliche Leistungenverknüpft ist, für alle nachvollziehbar zu machen. Weitere denkbare Einsatzgebiete seien etwa:Personalrekrutierung via Online-Plattformen, Einkauf über Apps, digitale Schulungsprozesse, die Optimierung kaufmännischer Aufgaben wie Ablage, Archivierung und Projektsteuerung, eine Kooperation mit ausländischen Handwerksunternehmen , zum Beispiel zum Austausch in puncto Auslands-Praktika.
„Am liebsten würde ich überall gleichzeitig anfangen“, so Sebastian Schmäh. Der Studiengang BWL –Digital Business Management war ihm in anderen Betrieben positiv aufgefallen und so streckte er die Fühler in Richtung Hochschule aus. Studiengangleiter Professor Thomas Dobbelstein besuchte daraufhin Holzbau Schmäh. Sebastian Schmäh: „Wir rannten offene Türen ein.“ Professor Dobbelstein bestätigt das: Er hatte kurz davor im Deutschlandfunk eine Reportage über die Bedeutung Künstlicher Intelligenz im Handwerk gehört. Die dort genannten Beispiele beinhalteten auch viele Digitalisierungsaspekte. „Unser Studiengang BWL – Digital Business Management zielt genau darauf ab, und da mir Holzbau Schmäh als sehr innovatives Handwerksunternehmen bekannt ist, lag es auf der Hand, diesen Weg gemeinsam zu starten, so Dobbelstein.
Für die Firma Holzbau Schmäh, die das komplette Gehalt für den oder die Studierende:n übernimmt,sei das „eine ganz schöne Zukunftsinvestition“, sagt Sebastian Schmäh. Doch er geht davon aus, dass sie sich bezahlt mache, wenn wir die geplanten Projekte gemeinsam mit dem/der Studierenden umsetzen und neue Ideen entwickeln können.“ Nach der Studienzeit kann er sich sogar vorstellen,einen Arbeitsplatz für den Absolventen oder die Absolventin zu schaffen.
Die Verzahnung eines wissenschaftlichen Studiums mit umfassenden Erfahrungen in der Arbeitspraxis, die das Erfolgsmodell der Dualen Hochschule Baden-Württemberg sind, trifft bei Sebastian Schmäh sowieso einen Nerv: „Das Vernetzen von Handwerk und akademischer Ausbildung ist eines meiner Lieblingsthemen.“ Tatsächlich unterstützt Holzbau Schmäh bereits seit langem duale Programme wie das „Biberacher Modell“, das eine Ausbildung bis zum Zimmermeister und das Studium Projektmanagement / Bauingenieurwesen koppelt.