Studentisches Start-up sieht die Zukunft im Radfahren

Wenn mehr Leute aufs Rad steigen, dann macht das die Städte ein gutes Stück lebenswerter. Davon überzeugt sind drei Studenten vom Technikcampus Friedrichshafen der DHBW Ravensburg und ein Kommilitone von der TU München. Sie haben das Start-up bike|solutions gegründet und verwirklichen technische Lösungen, um dem Radverkehr und der Infrastruktur für Radler auf die Sprünge zu helfen. Die Stadt München ist ein Partner der Studis.

Benedict Mähn, Steffen Linßen und Daniel Kühbacher studieren an der DHBW im Fallenbrunnen Elektrotechnik sowie Luft- und Raumfahrttechnik, sie alle haben Airbus in München als Partnerunternehmen. Gemeinsam mit Kilian Schulte, er studiert an der TU München, erleben sie täglich als passionierte Radfahrer ein kleines bisschen Wahnsinn im Straßenverkehr. Dass das Radeln in der Stadt viele Probleme vom Stau bis zur Luftverschmutzung deutlich verbessern kann – davon sind sie fest überzeugt. Dass ihre gemeinsame Passion Radeln sie fast schon im Handumdrehen zu Gründern eines Start-ups machen würde, das hätten sie sich allerdings nicht gedacht.

Alles begann im vergangenen Sommer beim TECHFEST, einem Hackathon der UnternehmerTUM, dem Gründerzentrum der TU München. Drei Tage lang wollten die vier Studenten Daten zum Stadtverkehr auswerten und sehen, wie daraus Lösungen für den Radverkehr in der Stadt entstehen können. „Wir waren aber erstmal schockiert, weil wir feststellten, dass gar keine Daten existieren, mit denen wir arbeiten können“, sagt Steffen Linßen. Die vier haben sich dann drei Tage lang überlegt, wie sie erstmal an solche Daten gelangen können und erst dann, was man damit machen könnte – und damit die Challenge gewonnen.

Ihre Idee, die dann zum Start-up wurde, besteht im Grunde aus zwei Komponenten. Zum einen stellen die Jungunternehmer eine Plattform mit Daten rund um den Radverkehr und darauf aufbauenden Analysen zur Verfügung – Städte, die diese Analysen nutzen, so die Idee, haben damit eine optimale Grundlage für ihre Radkonzepte. Und weil solche Daten Mangelware sind, kommt Komponente zwei ins Spiel. Die Gründer haben einen Tracker entwickelt, der leicht ans Rad zu montieren ist und der die Routen und Beschleunigungen anonymisiert erfasst. Auf diese Weise werden Schwachstellen schnell offensichtlich. Flankiert wird das durch bike|atlas, einer Meldeplattform, auf der Gefahren und Hindernisse interaktiv eingetragen werden können. Und fertig ist eine solide Datengrundlage.

Preis für den Sieg beim Hackathon waren drei Monate Coaching in Unternehmensgründung – es entstand ein Businessplan. „Als angehende Ingenieure waren das Themen, mit denen wir uns bis dahin wenig auseinandergesetzt haben“, sagt Daniel Kühbacher. Alles rund um eine Gründung, Arbeitsrecht, Marketing, Netzwerken, durch Präsentationen überzeugen: das waren nur einige der Themen, in die sie sich „reinfuchsten“. Nur wenige Monate nach der ersten Idee wagten sie die Gründung von bike|solutions. Neben der Gründung musste das Produkt natürlich weiterentwickelt werden. Inzwischen gibt es den Prototypen eines Trackers, der im Sommer in einem Pilot getestet wird. Teile der Entwicklungen sind Studienarbeiten an der DHBW Ravensburg, im Oktober wollen die drei zudem ihren Bachelor in der Tasche haben.

Ist es den Gründern denn weiter und wirklich ernst mit ihrem Start-up? „Auf jeden Fall“, sagt Benedict Mähn. „Wir sehen in München die Probleme mit dem Verkehr jeden Tag. Bike|solutions sehen wir als unseren Beitrag zu einer nachhaltigen Mobilität. Ein starker Radverkehr kann viele Probleme des urbanen Verkehrs lösen“. Die vier Gründer sind auch Teil des Digital Hub Mobility des Wirtschaftsministeriums. Es bringt Gründer, Unternehmen und Städte zusammen – in München treffen sich die Akteure, um intelligente und digitale Lösungen für die Zukunft der Mobilität voranzubringen. Bestes Umfeld also für bike|solutions.