Das E-Auto startet noch nicht durch

Die Forscher der DHBW Ravensburg bleiben am Ball und gingen nun bereits in einer vierten Umfrage den Folgen des Abgasskandals auf das Image von Volkswagen und der Automobilindustrie nach. Sie wagen aber auch einen Blick in die Zukunft:  Einen Fokus legten sie bei dieser Umfrage auf das Thema Elektromobilität. Befragt hat das Zentrum für empirische Kommunikationsforschung (ZEK) für die aktuelle Umfrage deutschlandweit 500 Personen.

Zwei Drittel der Befragten halten die Elektromobilität für ein wichtiges Zukunftsthema. Lediglich vier Prozent der Befragten könnten sich jedoch vorstellen, innerhalb der nächsten zwölf Monate ein E-Auto zu kaufen. Ein Hybrid-Modell käme für rund 20% der Studienteilnehmer in Frage. Zum Vergleich: Zwei Drittel der derzeitigen Benzin-Fahrer würden sich erneut für denselben Antrieb entscheiden, bei Diesel sind es mit einem Drittel deutlich weniger – eine Zahl, die sicher dem Diesel-Skandal geschuldet ist.

Die entscheidenden Gründe für die Zurückhaltung beim E-Auto-Kauf sind für die Befragten die fehlende Ladeinfrastrukur und die knappe Reichweite.  Auch mit dem Preis für das E-Auto haben rund 80% ein Problem. Einige sehen durch die neue Technologie zudem Arbeitsplätze und Werkstätten in Gefahr.

„Die Hersteller müssen viel stärker als bisher die Vorteile der E-Mobilität kommunizieren“, fordert Prof. Dr. Simon Ottler, Leiter des ZEK an der DHBW Ravensburg: „Der Aufbau einer Ladeinfrastruktur wird das Stimmungsbild nicht ändern.“ Prof. Ottler verantwortet die Studien gemeinsam mit Prof. Dr. Udo Klaiber. Die beiden Forscher nehmen aber auch ein Umdenken wahr, denn von den unter 30-Jährigen könnten sich immerhin schon 13% der Befragten den Kauf eines E-Autos vorstellen.

Die Forscher fragten auch, welchen Hersteller die Befragten in der Elektromobilität als besonders kompetent ansehen. Hier schneidet Tesla mit 53% am besten ab – gefolgt von BMW (23%), Toyota (18%) und Deutsche Post DHL (17%).

Bereits zum vierten Mal befasste die Studie sich auch mit den Auswirkungen des Dieselskandals. Zwei Zahlen dazu: Nahezu 40% der Befragten sehen inzwischen das Image der gesamten Automobilbranche geschädigt – gegenüber der letzten Befragung vor einem halben Jahr ist das ein Plus von 13 Prozentpunkten.  Und warum wartet VW dennoch mit einem der stärksten Jahre seiner Geschichte auf? Ein Erklärung dafür könnten die Eigenschaften sein, die den Befragten beim Autokauf wichtig sind: Preis und Sicherheit kommen an erster Stelle, das Image der Marke landet auf Platz 15 und damit auf dem vorletzten Platz. Platz neun nimmt bei der Entscheidung übrigens das Kriterium Umweltfreundlichkeit ein.

Die repräsentative Langzeitstudie ist aus einem Lehrprojekt mit dem Studiengang BWL-Industrie hervorgegangen und wird auch in Zukunft aktuelle Trends in der Automobilbranche aufgreifen.