Hierarchieabbau und Mitbestimmung: Hype oder die Zukunft?

Beim Trendforum „Digital Culture“ auf der Messe Zukunft Personal kamen Experten aus Forschung und Praxis zusammen. Thema: Wie die Reise nach New Work beginnt:
Sind Agilität, Mitbestimmung, Hierarchieabbau und Creative Work Spaces nur Hype oder Lösung der Zukunft? Mit einem Vortag dabei war Prof. Dr. Benedikt Hackl von der DHBW Ravensburg, der seit einigen Jahren zu dem Thema forscht.

Heißt mehr Mitbestimmung im Unternehmen, jeder darf alles mitentscheiden? Schaffen „Creative Work Spaces“ mehr Innovationen? Und ist Agilität das Allheilmittel für alle Managementfragen? Die Anwendung von New Work-Elemente kann auch falsch verstanden werden und in eine Sackgasse führen. Frust oder Chaos sind vorprogrammiert. Wie neue Managementansätze wirklich greifen können, war Thema des Forums „Digital Culture“ bei der Messe Zukunft Personal.

„New Work entsteht in der Wechselwirkung verschiedener Methoden wie Mitarbeiterbeteiligung, Hierarchieabbau, neue Karrierewege und veränderte Führungsrollen. Das kann nur im Orchester funktionieren“, erklärt Prof. Dr. Benedikt Hackl, DHBW Ravensburg, der das Trendforum „Digital Culture“ eröffnete. In insgesamt vier Studien hat er mit den Partnern Deutsche Telekom, Human Capital Club und Personalmagazin die betriebswirtschaftliche Relevanz einzelner New Work-Instrumente gemessen. 

Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht: So nützten „Creative Work Spaces“, also neue, auf mehr Kommunikation ausgerichtete Designer-Büros für sich allein genommen gar nichts. Hierarchieabbau und eine Führungslogik, die Chefs mehr als Coachs und Visionäre denn als reine Entscheidungsträger versteht, seien hingegen hochgradig relevant für die Mitarbeitermotivation und die Leistungsfähigkeit einer Organisation“, so Hackl. Vor allem, wenn Arbeitgeber neue Karriereoptionen jenseits von Führungspositionen ausloteten. Häufig falle auch der Modebegriff „Agilität“ in diesem Zusammenhang. Dabei werde übersehen, dass Agilität mehr Kultur als Methode sei, so Hackl. „Agilität hängt ebenfalls eng mit der Führungskultur und einem Hierarchieabbau zusammen, weil es um die Schnelligkeit von Entscheidungen und Prozessen geht.“

„Agilität geht mit bestimmten Formen der Zusammenarbeit einher, zum Beispiel starke Kollaboration, Vernetzung, Empowerment und demokratische Prinzipien für den Führungsansatz“, betont auch Prof. Dr. Stephan Fischer, Direktor des Instituts für Personalforschung der Hochschule Pforzheim. Mitarbeiter müssten dafür abteilungsübergreifend Netzwerke bilden und individuell die besten Lösungen finden, unabhängig von Hierarchien. Doch Agilität sei kein Allheilmittel: Wer Hierarchien abbaue, müsse auch die Risiken und Konsequenzen abschätzen – wie etwa, dass Mitarbeiter mehr gefordert seien und sich die Personalentwicklung und -auswahl darauf ausrichten müsse.