Sprache als Schlüssel zum Erfolg

„Interkulturalität und Tourismus“ lautete das Thema des 14. Ravensburger Tourismustags – organisiert von den Studienrichtungen Tourismus, Hotellerie und Gastronomie der DHBW Ravensburg in Kooperation mit dem DEHOGA Baden-Württemberg und der IHK Bodensee-Oberschwaben.

Den Strom an syrischen Flüchtlingen nach Deutschland als Chance und Herausforderung zu sehen, daran appellierten DHBW Rektor Prof. Dr.-Ing. Herbert Dreher und Ravensburgs Oberbürgermeister Dr. Daniel Rapp. Branchen mit Nachwuchsproblemen sind bereits hellhörig. Können syrische Flüchtlinge also auch den Fachkräftemangel in der Hotellerie und Gastronomie lösen, war eine Frage bei einer Podiumsdiskussion zu diesem aktuellen Thema. Ein ganz klares „Nein“ war die Antwort von Eva-Maria Rühle, stellvertretende Vorsitzende DEHOGA Baden-Württemberg. „Vielleicht entspannen“, so ihre Prognose. Die Mitglieder im DEHOGA sind vor allem kleine und mittelständische Betriebe. „Viele schrecken die bürokratischen Hürden ab“, so Rühle. „Und zudem kann es nicht die Aufgabe der Betriebe sein, Grundkenntnisse zu leisten.“  Sprache und kulturelle Grundlagen müsse der Staat den Flüchtlingen beibringen. „Die Menschen müssen mich als Chefin und Arbeitgeberin akzeptieren, sonst bin ich nicht bereit, sie einzustellen.“ Sie sieht ein weiteres Problem: „Wie kann ich meinen Mitarbeitern vermitteln, dass ich einem syrischen Flüchtling den Mindestlohn bezahle, wenn er vielleicht kaum Deutsch spricht und nicht in der Branche ausgebildet ist?“ Franz Schairer von der Agentur für Arbeit Konstanz-Ravensburg kannte einige positive Beispiele, so haben etwa im Bodenseekreis gerade 20 Flüchtlinge eine Ausbildung zum Bäcker begonnen. Aber auch er nannte als Schlüssel zum Erfolg: „Sprache, Sprache, Sprache. Sonst haben wir keine Chance.“ Eine besondere Herausforderung für Ravensburgs Landrat Harald Sievers. Der Landkreis zählt derzeit 1900 Flüchtlinge aus Syrien. „Wir haben eine Überforderungssituation der öffentlichen Stellen vor Ort.  Jetzt ist die große Politik dran, sich Gedanken zu machen, wie es weiter geht.“

Studie Arbeitsplatzperspektiven syrischer Flüchtlinge in der Freizeitwirtschaft

Dass die Integration in den Arbeitsmarkt viele Facetten hat, das zeigte sich auch in der Studie von Studierenden Freizeitwirtschaft, die die Arbeitsplatzperspektiven syrischer Flüchtlinge und Migranten in der Freizeitwirtschaft untersucht haben. Sie haben 17 Flüchtlinge befragt, zwölf von ihnen würden gerne in ihrem erlernten Beruf arbeiten, an der Freizeitbranche zeigten sie aber wenig Interesse. Dass sich das nicht immer verwirklichen lässt, zeigten die Interviews mit Syrern, die schon länger in Deutschland leben. Elf von 14 haben inzwischen eine Arbeit, nur zwei arbeiten allerdings in ihrem in Syrien erlernten Beruf. Auch Geschäftsführer haben die Studierenden befragt. Sie gaben an, dass Herkunft und Religion für sie kaum eine Rolle spielt, sie sind offen, Flüchtlinge einzustellen. Sorgen bereiten ihnen deren Sprachkenntnisse sowie bürokratische Hürden.

Interkulturalität in der Tourismusbranche

Das Thema Interkulturalität beschäftigt die Tourismusbranchen natürlich von jeher. Was interkulturelles Management bedeutet, davon kann David Ruetz, Chef der Tourismusmesse ITB Berlin ein Lied singen. Was tun, wenn sich Armenien und Aserbaidschan nicht grün sind oder die Musiker aus Burundi am liebsten nonstop trommeln? Bei 187 Nationen auf der Messe braucht es Fingerspitzengefühl. „Hilfe die Chinesen kommen“ thematisierte Prof. Dr. Wolfgang Georg Arlt diesen größten „Tourismusquellmarkt“. Interkulturelle Aspekte der Werbemittelgestaltung beschäftigten Prof. Dr. Monika Echtermeyer, Geschäftsführerin E-bike Allgäu und Movelo Allgäu/Schwaben. Über interkulturelle Aspekte im Binnenmarketing referierte Jürgen Amman, Geschäftsführer Internationale Bodensee Tourismus GmbH. Noch einmal Interkulturalität als Chance: Unter dem Titel „Mitarbeitervielfalt begrüßen“ ging Birgit Baldauf, Marriott Hotels, ein auf die Tatsache, dass in den touristischen Unternehmen viele Nationen zusammen arbeiten.

Etwas mehr Internationalität wünscht sich übrigens Bernhard Nattermann von der IHK für die Region Bodensee-Oberschwaben. Zwölf Prozent der Gäste kommen aus dem Ausland, zieht man die Firmenbesucher ab, dann schrumpft der Anteil weiter. „Wir sollten darüber nachdenken, wie wir den internationalen Topf besser abschöpfen können.“