Wenn die Bohrmaschine gigantische Datenmengen sammelt

Bei den Ravensburger Industriegesprächen beschäftigten sich einen Tag lang Experten, Studierende und Interessierte mit dem Thema „Smart Business: Von Industrie 4.0 bis Datensicherheit“. Organisiert wurde das Symposium bereits zum zehnten Mal von den Studiengängen BWL-Industrie, International Business und Bank der DHBW Ravensburg gemeinsam mit der IHK Bodensee-Oberschwaben.

Wir befinden uns auf dem Weg zur Digitalisierung. Rainer Zinow von SAP SE, Keynotespeaker der Industriegespräche, ist überzeugt davon, dass zum Beispiel Haushaltsgeräte schon bald durchgehend mit WLAN verbunden sind. Allein die Bohrmaschine würde somit gigantische Datenmengen sammeln.

„Industrie 4.0 bringt die Welt der Produkte und die IT zusammen“, beschrieb Rainer Zinow zum Auftakt der Ravensburger Industriegespräche im Schwörsaal. Produktion und Dienstleistung werden intelligent und anwenderfreundlich verkoppelt, Kunden in Geschäfts- und Wertschöpfungsprozesse integriert. Der Punkt für Zinow ist: „Wir erleben eine Renaissance der industriellen Fertigung. Die Nachfrage wird sich allerdings an hochgradig individualisierten Produkten orientieren. Eine Herausforderung daher ist, das in Deutschland mit unserem Lohnniveau in Einklang zu bringen.“ Als ein Beispiel nannte er Harley Davidson: Das individuelle Bike ist dort inzwischen in sechs Stunden gefertigt, früher dauerte dies 21 Tage. Notwendig ist laut dem Senior Vice President in der Business ByDesign Unit der SAP SE die Schaffung der entsprechenden Infrastruktur, eines rechtlichen Rahmens und neue Konzepte in den Unternehmen, wie sie damit Geld verdienen können.

Damit ist er sich einig mit Prof. Dr. Peter Jany, Hauptgeschäftsführer der IHK Bodensee-Oberschwaben. Er appellierte daran, das Thema Datensicherheit nicht den großen amerikanischen Firmen zu überlassen. Und ergänzte Zinows Liste der Herausforderungen um die Qualifikation junger Menschen im Hinblick auf Industrie 4.0. Rainer Zinow meinte dazu: „Die Studenten der DHBW haben hier einen Riesenvorteil. Ich bin überzeugt davon, dass sie durch die Erfahrungen in ihren Betrieben besser auf die Veränderungen vorbereitet sind, als andere Hochschulabsolventen.“ Er riet den Studierenden, sich in ihren Theoriephasen an der DHBW das notwendige Methodenwissen anzueignen. Denn wie sonst könnten die vielen Daten, die die Bohrmaschine liefert, ausgewertet und in einen Vorteil für die Firmenbilanz umgemünzt werden.

Die Ravensburger Industriegespräch haben sich bereits zum zehnten Mal mit entscheidenden Entwicklungen in der Industrie befasst. „Der Erfolg liegt darin, dass sie immer die richtigen Themen aufgegriffen und diese interdisziplinär diskutiert haben“, lobte Peter Jany.

Als weiterer Referent beleuchtete Roman Zech, KARL STORZ GmbH & Co. KG., das Thema aus Sicht der Medizintechnik; Salwa Saad Kairallah, Consultancy Center Sarl (Libanon), stellte vor, wie „smart concepts“ helfen, Konflikte in der arabischen Geschäftswelt zu lösen; Jonas Vock, GFT Technologies AG, fragte „Bankraub 2.0: Datensicherheit bei Banken als Tresor der Zukunft?“; Prof. Dr. Paul Fadil, University of North Florida (USA), begab sich auf der Suchen nach dem Menschen im Konzept Industrie 4.0; Dr. Tejashree Colvacar, Adarsha Institute of Management (Indien), wünscht sich eine Higtech-Industrie für Indien; Claudia-Antonia Merkle, Tate Modern und Tate Britain (UK), gab Beispiele, wie die Kunst die Wirtschaft in Sachen Kreativität und Ideen inspirieren kann und Professor Dr. Stephan Daurer, DHBW Ravensburg, beleuchtete das Shoppen mit dem Smartphone.