Insbesondere durch Empfehlungen entscheiden sich Nachwuchskräfte für einen sozialen Beruf

Im Auftrag der Stiftung Liebenau, unter der Leitung von Isabel Locher und dem Institut für soziale Berufe, vertreten durch Direktor Prof. Dr. Florian Kluger, haben Studierende BWL-Industrie im sechsten Semester an der DHBW Ravensburg in einer Umfrage untersucht, auf welche Faktoren Nachwuchskräfte in sozialen Berufen Wert legen und was ihnen bei der Wahl des Arbeitgebers besonders wichtig ist. 240 Schüler*innen vom Institut für soziale Berufe nahmen dazu im Mai 2021 an der Umfrage teil. Der betreuende Professor der DHBW für das Projekt ist Prof. Dr. Thomas Dobbelstein.

Speziell abgefragt wurde die Zufriedenheit mit der bisherigen Praxisstelle sowie die Wichtigkeit einzelner Kriterien und die Art, wie Nachwuchskräfte auf den sozialen Beruf aufmerksam geworden sind.

Die intrinsische Motivation von Nachwuchskräften muss geweckt werden

Die überwiegende Mehrheit der Befragten gibt an, dass es ihr Wunsch war, einen sozialen Beruf zu erlernen. Mit lediglich 13 % gibt der andere kumulierte Teil der Befragten an, dass sie keine genauen Jobvorstellungen hatten, es ein „Plan B“ war oder sie lieber einen anderen Beruf hätten wählen sollen – dieser Meinung sind lediglich 1 % der Teilnehmenden. Daher ist festzuhalten, dass das Eigenengagement und die intrinsische Motivation der potenziellen Nachwuchskräfte entscheidend für die Tätigkeit in sozialen Berufen sind.

Zu erkennen ist, dass etwa jeder zweite Teilnehmende (48 %) über Empfehlungen von Freunden und Bekannten auf seinen aktuellen Arbeitgeber aufmerksam wurde. Mit etwa gleicher Gewichtung sorgen die Website des Arbeitgebers (19 %) oder die Rubrik „Sonstiges“ (20 %) für Aufmerksamkeit. Dabei spielen für die Befragten folgende Faktoren eine Rolle: Die Nähe des Arbeitgebers, ein vorangegangenes freiwilliges soziales Jahr, eigenes Interesse durch Online-Recherche und Empfehlungen durch Praxislehrer*innen in Schulen.

Auffällig ist, dass Zeitungen, Bildungsmessen und soziale Medien nicht den eigentlichen Erfolgsfaktor für die Nachwuchskräftegewinnung in sozialen Berufen darstellen. Daher ist es nach Ansicht der Studierenden erforderlich, Nachwuchskräfte, die keine genaue Jobvorstellung haben, für soziale Beruf zu begeistern und bei der Nachwuchsförderung auf Empfehlungsmanagement und Kooperationen mit Schulen oder Praktika zu setzen.

Die Wechselbereitschaft zu einem anderen Arbeitgeber ist besonders bei einem höheren Gehalt ausgeprägt

Eine eventuelle Wechselbereitschaft zu einem anderen Arbeitgeber wird vor allem durch ein höheres Gehalt, eine bessere Work-Life-Balance und bessere Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten von den Schüler*innen als sehr wahrscheinlich (etwa 6,5 von 7 Rankingpunkten) eingestuft. Für Arbeitgeber in der Sozialbranche sehen es die Studierenden daher als essenziell an, an diesen Faktoren zu arbeiten und sie zu verbessern, um Nachwuchskräfte langfristig für sich gewinnen zu können.

Das Arbeitsklima spielt eine entscheidende Rolle

Bei der Abfrage der Wichtigkeit und Zufriedenheit von einzelnen Aspekten stehen das Arbeitsklima und die Chancengleichheit an erster Stelle. Eine sehr geringe Wichtigkeit hingegen hat die Bekanntheit des Arbeitgebers. Eine hohe Zufriedenheit mit ihrem derzeitigen Arbeitgeber besteht bei den Befragten vor allem bei der Nähe des Standorts und der Chancengleichheit. Freizeitangebote und das Gesundheitsmanagement bekommen dagegen weniger gute Wert bei den Befragten.

Die Begeisterung der Schüler*innen muss geweckt werden

Entscheidend für die Arbeitnehmerbindung ist die Zufriedenheit der Mitarbeitenden. Im Rahmen des Kano Modells wurde analysiert, welche Leistungen des Arbeitsgebers sie als unbedingt erforderlich voraussetzen (sogenannte Basisanforderung), bei welchen Leistungen eine bessere Erfüllung zu mehr Zufriedenheit führt (Leistungsmerkmale) und was die Nachwuchskräfte wirklich begeistert (Begeisterungsanforderungen).

Zu den Basisanforderungen für die Berufswahl gehört die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die Größe des Arbeitgebers, die Chancengleichheit verschiedener Geschlechter, die Einrichtung von Arbeitsmitteln und das Gesundheitsmanagement. Von großer Bedeutung für die Zufriedenheit der Schüler*innen sind die nachfolgenden Leistungsmerkmale: Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten, ein unbefristetes Arbeitsverhältnis, die individuelle Wertschätzung, flache Hierarchien, ein gutes Arbeitsklima und die zwischenmenschliche Beziehung.

Merkmale, die nicht erwartet werden, aber zu einer großen Zufriedenheit führen, sind zum Beispiel ein arbeitgeberfreundliches Arbeitszeitmodell, ein gutes Image des Arbeitgebers und ein hohes Grundentgelt.

Fragen beantwortet gerne Prof. Dr. Thomas Dobbelstein, dobbelstein@dhbw-ravensburg.de.

 

Das studentische Team:

Fragebogendesign

Eric Herz, Lea Hansen, Michael Müller, Michaela Munding

Fragebogenprogrammierung

Jeremias Schlegel, Paula Marin Golzales, Marlene Hager, Anna Gleinser

Datenaufbereitung mit SPSS

Maximilian Brüchle, Matthias Vogl, Felix Würstle

Projektmanagement

Alisa Lichtensteiger, Carmen Sauter, Laura Dorn