Gasthöfe mit Zukunft – Stimmiges Ambiente als Schlüssel zum Gast

Eine Zusammenarbeit mit dem Magazin LandZunge machte es möglich: DHBW-Studierende im Schwerpunkt Hotel- und Gastronomiemanagement untersuchen Landgasthöfe in der Region Oberschwaben-Allgäu auf ihre Erfolgsfaktoren.

Jeder kennt die Bilder zumindest vom Vorbeifahren: Verlassene Gasthöfe prägen heute viele Dörfer oder Landstraßen. Wenn früher der „Adler“, „Ochsen“ oder die „Post“ im Mittelpunkt der ländlichen Dorfgesellschaft standen, haben sich die Zeiten mittlerweile geändert. Die Menschen haben andere Bedürfnisse, brauchen diesen Ort des Zusammenkommens nicht mehr, sind mobiler geworden und besuchen lieber die Gastronomie in der nächsten Stadt. Das „Gasthofsterben“ ist seit Jahrzehnten ein Thema und ist letztlich ein Ergebnis des Strukturwandels im ländlichen Raum.

Gegen diesen Trend engagiert sich in der Region Allgäu-Oberschwaben die LandZunge. Als „Aktion für Genuss und Region“ entwickelt sie Konzepte für zukunftsfähige Gasthöfe und vernetzt hierfür Akteure wie Gastronomen und Erzeuger. In einem gemeinsamen Projektseminar mit Studierenden des Studiengangs Hotel- und Gastronomiemanagement wurden dieses Jahr Gasthöfe der Region auf ihre Erfolgsfaktoren untersucht. Im Mittelpunkt der Fallstudien stand dabei die Frage nach dem Ambiente der jeweiligen Häuser. „Wir wollten wissen, was einen erfolgreichen Gasthof heute ausmacht, wie er attraktiv für den Gast von heute wird“, erläutert Studiengangsleiter Dr. Armin Müller. „Dabei haben unsere Studierende sich intensiv mit der Ausgestaltung des jeweiligen Ambientes beschäftigt.“ Mit Ambiente ist die die Atmosphäre im Gasthof gemeint. Löst das Ambiente eine positive Resonanz beim Gast aus, kommt er wieder oder empfiehlt den Gasthof weiter. „Hier kommen viele sinnliche Wahrnehmungen zusammen: Geschmackserlebnisse, der Austausch mit dem Personal, mit anderen Gästen, aber auch die Innenarchitektur, Akustik und Haptik der Räume und der Einrichtung“, erläutert Dr. Rudi Holzberger von der Aktion LandZunge den Ansatz.

Über Interviews und Beobachtungen erarbeiteten und bewerteten die Studierenden das Ambiente ihres jeweiligen Gasthofes. Untersucht wurden Häuser wie der Amboss in Grünkraut, der Berggasthof Höchsten in Illmensee, das Rössle in Stiefenhofen, der Altdorfer Hof in Weingarten und das Meckatzer Bräustüble in Meckatz. Am Ende des Projektes standen Vorschläge, wie die Gastwirte ihr Konzept verbessern und weiterentwickeln können. Leider verhinderte Corona einige weitere Besuche in den Gasthöfen.

Die Wirte der ausgewählten Gasthöfe waren dennoch vom Projekt und vom Engagement der Gruppen sehr angetan: „Die Gastronomen wissen ja oft selbst nicht, was ihren Gasthof denn stark macht, da war so ein frischer Blick von der Seite sehr nützlich“, freut sich Dr. Rudi Holzberger, der die Aktion LandZunge 2002 mit Partnern wie Brauereien und vielen anderen Firmen aus der Branche ins Leben gerufen hatte. Der Journalist und Medienwissenschaftler will die Beispiele aus dem Projekt auch für einen größeren Artikel in seinem Magazin LandZunge nutzen – „das Thema Ambiente ist für uns existentiell, aber es gibt dazu fast nur Erfahrungen aus der Praxis, kaum klar belegte Kriterien.“