„Wir sind dann einfach über den Zaun gestiegen“

Karl-Heinz Busam war 33 Jahre lang Professor und Studiengangsleiter BWL-Industrie an der DHBW Ravensburg. Ein Pionier der ersten Stunde, er begann 1981 an der gerade einmal drei Jahre jungen Berufsakademie. Die Firmen vom dualen Studium zu überzeugen war in den Anfangsjahren eine der großen Herausforderungen.

„Als ich an der Berufsakademie begann, sind wir überall zunächst auf Skepsis gestoßen. Vor allem die Firmen waren nur schwer zu überzeugen. Die großen Firmen in der Region waren zwar von Beginn an dabei, so dass wir mit meinem Start an der BA auch schon 220 Studenten hatten. Viele kleine und mittlere Unternehmen kritisierten aber die hohen Kosten, denn sie mussten den Studenten ja über die vollen drei Jahre und auch für die Theoriephasen Ausbildungsvergütung bezahlen.

Ich erinnere mich an eine Firma in Wangen. Da bin ich mit unserem damaligen stellvertretenden Direktor Dr. Vorster hin und der Pförtner wollte uns nicht reinlassen. Wir sind dann einfach über den Zaun gestiegen und hatten nach dem Termin dann tatsächlich einen Studienplatz in der Tasche. Bei einer Firma in Pfullendorf war der Ausbildungsleiter angewiesen worden, uns keinen Kaffee anzubieten. Die Firmenleitung dachte wohl, das würde die Sache abkürzen. Wir haben dann aber doch Kaffee bekommen und einen Studienplatz noch obendrauf.

Die Abiturienten waren weniger zurückhaltend, obwohl sie zu Beginn wirklich noch nicht genau wussten, was ihr Abschluss wert sein würde. Wir sind dann mit deren Bewerbungen direkt in die Firmen gegangen.

Wir waren damals gerade mal fünf Hauptamtliche und haben viele Klinken geputzt. Jedes Jahr wurde es dann besser, viel geholfen hat uns die Mund-zu-Mund-Propaganda der Absolventen. Bei vielen kleinen und mittleren Unternehmen haben wir schließlich die Söhne und Töchter der Inhaber bei uns gehabt. Die waren froh, dass sie vor Ort studieren konnten. Auch das hat uns immer mehr Türen geöffnet. Und natürlich, dass die Stadt Ravensburg jederzeit hinter uns gestanden hat.

Wirklich stolz bin ich darauf, das Modell mit den zeitversetzten A- und den B-Phasen erfunden und eingeführt zu haben. Bei den Firmen konnten wir so argumentieren, dass der Schreibtisch immer belegt sein kann. Das System hatte Vorteile für alle. So war immer nur die Hälfte der Studenten beim Studium, wir brauchten weniger Seminarräume an der Hochschule und die Studenten konnten sich ihre Wohnungen im dreimonatigen Wechsel teilen.“