Testfeld verleiht dem Image Friedrichshafens als Technologiestandort Glanz

Friedrichshafen hat ein Testfeld für automatisiertes Fahren. Projektbeteiligte sind die Stadt Friedrichshafen, die ZF Friedrichshafen AG und das IWT – Institut für Weiterbildung, Wissens- und Technologietransfer. Ob die Menschen sich darüber ausreichend informiert fühlen und welche Erwartungen sie an dieses Testfeld vor Ort haben, dem gingen Studierende der DHBW Ravensburg in einer Befragung vor Ort nach. Im März haben sie dazu 239 Einwohner und Besucher interviewt. Verantwortlich für die Befragung waren das Zentrum für empirische Kommunikationsforschung (ZEK) an der DHBW Ravensburg und das IWT.                                                                                                       

Erwartungen an das Testfeld

Technik und Innovation gehören ganz eindeutig zu Geschichte und Gegenwart der Stadt Friedrichshafen. Dazu passt, dass bei den Erwartungen an das Testfeld für automatisiertes Fahren die Förderung des Images als Technologiestandort mit 67% ganz oben rangiert. Eine weitere Erwartung sind neue Jobs, das erhoffen sich 52% der 239 Befragten. Die positiven Aussichten überwiegen dabei die Befürchtungen deutlich, so gehen etwa nur 23% von einer Störung der Passanten aus. 30% befürchten ein Kostenrisiko für die Stadt. „Diese Befürchtung können wir ausräumen, denn die Stadt profitiert von dem Testfeld“, sagt Astrid Konrad, Wirtschaftsförderung der Stadt Friedrichshafen. „Zudem gibt es kein Kostenrisiko für die Stadt: Die Investitionen in die Technik entlang der Strecke sind einmalige Kosten – und sorgen neben der Technik für das Testfeld auch wesentlich für mehr Barrierefreiheit an den Ampeln.“

Bekanntheit des Testfelds

Ist den Menschen überhaupt bekannt, dass es in Friedrichshafen ein Testfeld für automatisiertes Fahren gibt? Von allen Befragten wussten das mit 56% etwas mehr als die Hälfte, bei den Bewohnern der Stadt liegt die Bekanntheit bei 71%, von letzteren fühlen sich 51% angemessen informiert. Welche Infoquelle die Befragten gerne nutzen würden, war eine weitere Frage. 57% setzen auf die Presse, 47% auf die Internetseite der Stadt und 44% auf Social Media. Eine große Rolle spielt dabei das Alter – für die Generation der unter 30-Jährigen wäre Social Media mit 76% die Top-Infoquelle, bei den über 50-Jährigen ist es mit 65% die Presse. Ein Bürgerforum, wie es die Stadt zum Beispiel in Form der Einwohnerversammlung bereits anbietet, kommt gerade auch bei dieser Generation gut an.

Interesse am Thema autonomes Fahren

Ist das Interesse am Thema autonomem Fahren bei den Menschen aus Friedrichshafen und seinen Teilorten höher als im Rest der Republik? Hier ergibt ein Vergleich der Vor-Ort-Interviews und einer deutschlandweiten Online-Befragung des ZEK ein klares Nein. Ob am Bodensee oder anderswo: Bei 34% ist das Interesse sehr groß oder groß.

Die Befragung

239 Befragungen – persönlich und vor Ort (CAPI) werteten die Studierenden aus. Nach dem Zufallssystem sprachen sie dazu in einer Woche im März mit Menschen an sechs verschiedenen Standorten im Stadtgebiet. Verantwortlich war das Zentrum für empirische Kommunikationsforschung (ZEK) an der DHBW Ravensburg, es wird geleitet von Prof. Dr. Simon Ottler.

Präsentation der Ergebnisse bei der ZEK-Jahrestagung

David Pietsch vom IWT, einem Partner der DHBW Ravensburg, informiert am Donnerstag, 16. Mai, bei einem Vortrag ab 13.15 Uhr an der DHBW Ravensburg, Gebäude Marienplatz 2, über das Testfeld für automatisiertes Fahren in Friedrichshafen. Thema wird dabei auch die aktuelle Umfrage sein, ebenso wie Ergebnisse einer deutschlandweiten Umfrage zur Mobilität der Zukunft, die Prof. Dr. Simon Ottler für das Zentrum für empirische Kommunikationsforschung (ZEK) vorstellt. Die Vorträge sind eingebettet in die ZEK-Jahrestagung zum Thema Künstliche Intelligenz. Die Teilnahme ist frei, weitere Infos: www.ravensburg.dhbw.de.

 

 

Das Testfeld für automatisiertes Fahren in Friedrichshafen

Friedrichshafen hat ein Testfeld für automatisiertes Fahren. Drei Projektpartner arbeiten dabei Hand in Hand – die ZF Friedrichshafen AG, die Stadt Friedrichshafen und das Institut für Weiterbildung, Wissens- und Technologietransfer (IWT), ein Partner der DHBW Ravensburg. Umgerüstet wurden und werden für das Testfeld verschiedene Strecken in Friedrichshafen, neben einer Strecke in der Nordstadt auch in der Innenstadt und in der Fußgängerzone. Die Ampeln entlang der Strecken werden von der Stadt mit Roadside Units für den Datenaustausch zwischen Ampeln, Testfahrzeugen und Verkehrsrechner ausgerüstet. Gleichzeitig werden alle Ampeln entlang der Strecke barrierefrei für blinde und sehbehinderte Menschen gestaltet. 

Was ist automatisiertes Fahren?

Automatisiertes Fahren ist eine Vorstufe des autonomen Fahrens. Im automatisiert fahrenden Fahrzeug ist immer ein Fahrer an Bord, der jederzeit eingreifen kann. Funktionen wie Tempomat, Einparkhilfe oder Spurassistenz waren erste Entwicklungen und werden bereits als Komfort ganz selbstverständlich genutzt. Nun geht es um weitere Entwicklungen.

Was ist der Vorteil?

Die so gewonnenen Daten sollen in zukünftige Mobilitätskonzepte einfließen. Ziele sind unter anderem, den Verkehrsfluss zu optimieren, Kosten und CO2 zu sparen. Ziel ist es weiter, mit dem Testfeld den Wirtschafts- und Entwicklungsstandort für Unternehmen attraktiv zu halten. Digitalisierung von Infrastruktur hilft, neue Mobilitätskonzepte zu schaffen und vorhandene Angebote zu optimieren.

Wer wird das Testfeld nutzen?

Den Anfang macht die ZF Friedrichshafen AG mit einigen Fahrzeugen für automatisiertes Fahren, Ende 2019 ist geplant, e.GO Mover auf der Werksbus-Strecke und in der Innenstadt einzusetzen. ZF ist auf dem Weg zum Systemhersteller für automatisiertes und vernetztes Fahren. Die zentrale Forschung und Entwicklung, auch jene für Fahrerassistenzsysteme, ist in Friedrichshafen angesiedelt. Das Konzept des Testfelds ist aber grundsätzlich offen – das heißt, es können auch andere Nutzer das Testfeld und deine Infrastruktur nutzen.