„Ich bin mit Barbies aufgewachsen, die ich nie gewollt habe“

Am Technikcampus Friedrichshafen der DHBW Ravensburg ist ein MINT-Mentoring-Programm an den Start gegangen. Ziel ist es, Studentinnen in der Technik mit Mentorinnen und Mentoren zusammen zu bringen, zwölf Tandems haben sich so gefunden. Ein Teil des Programms ist eine Role-Model-Dialogreihe, bei der beruflich erfolgreiche Frauen über ihre Karrierewege sprechen. Zum Start des neuen Dialogformats hatten die Gäste die Gelegenheit, mit Veronika Wäscher-Göggerle, Frauen- und Familienbeauftragte des Bodenseekreises, und mit der Mentorin Silke Homeier, Diplom-Ingenieurin und Führungskraft bei Zeppelin-Systems GmbH, ins Gespräch zu kommen.

Veronika Wäscher-Göggerles Berufswunsch stand schon früh fest: Kriegsberichterstatterin. Sie machte eine Lehre zur Fotografin und studierte Journalismus und Kommunikationswissenschaften. Beruflich wurde es dann doch etwas ganz Anderes – seit 13 Jahren ist sie Frauen- und Familienbeauftragte im Bodenseekreis und damit „sehr glücklich“. Ein Gaststudium Woman Studies in den USA und ein Studium Gender Studies, das sie mit 44 Jahren nochmal berufsbegleitend meisterte, sattelte sie noch drauf. Ihr Rat an die Studentinnen an der DHBW Ravensburg: „Bildung ist ein Geschenk, schätzen Sie das jeden Tag. Lebenslanges Lernen wird für Sie sowieso die Realität sein.“

Dem stimmt Silke Homeier voll und ganz zu: „Nehmen Sie in der Bildung mit, was Sie bekommen können!“ Silke Homeier ist „mit Barbies aufgewachsen, die ich nicht haben wollte“. Sie entschied sich für Mathe- und Physik-Leistungskurs, denn ihr war schnell klar, dass sie Maschinenbau studieren will. Ein weiteres Ziel war, mit 30 den ersten Job zu haben. So kam es dann auch. In ihren Zwanzigern studierte sie Maschinenbau, sattelte noch BWL drauf und nahm alles an Praktika und weiteren praktischen Möglichkeiten mit, die sie ihr boten. Ihren ersten Job trat sie dann tatsächlich mit 30 Jahren bei Thyssen im Vertrieb an, heute ist sie Bereichsleiterin Einkauf bei der Zeppelin Systems GmbH. Sie kennt auch Zeiten, in denen es beruflich nicht so gut lief und rät den Studentinnen: „Nehmen Sie da nicht immer alles einfach hin.“ Ihre Erfahrung zeigt ihr, dass Frauen sich manchmal nicht genug zutrauen, „haben Sie den Mut und machen sie einfach“. Beim Thema Führung musste sie erstmal ihre Erfahrungen machen: „Man muss das wollen. Und man muss Spaß daran haben, sich mit Menschen auseinanderzusetzen.“

Projektleiterin für das MINT-Mentoring-Programm ist Petra David. Das Programm soll Studentinnen gezielt unterstützen und stärken. Es soll sie ermutigen ihre beruflichen Ziele zu verfolgen und gegebenenfalls auch Führungsverantwortung zu übernehmen. Sie bedankte sich bei Veronika Wäscher-Göggerle und bei Silke Homeier für ihre Einblicke beim ersten Role-Model-Dialog. „Ziel dieser Plattform ist es, persönlich ins Gespräch zu kommen und Einblicke in den Verlauf, die Höhen und auch die Tiefen von Karrieren zu bekommen. Es interessiert der Mensch hinter dem Titel.“ Prof. Dr.-Ing. Heinz-Leo Dudek, Campus-Chef an der DHBW in Friedrichshafen ist das Mentoring-Programm ebenfalls ein großes Anliegen. Die Zahlen an Studienanfängerinnen in der Technik seien zwar leicht steigend aber mit rund 20% immer noch eher gering.