Studierende erforschen das touristische Potenzial von Leinfelden-Echterdingen

„Ich bin begeistert und überrascht, wie umfangreich und inhaltlich in die Tiefe gehend sie gearbeitet haben – großes Kompliment und ganz herzlichen Dank.“ Mit diesen Worten fasste Oberbürgermeister Roland Klenk die Präsentation von Studierenden Destinations- und Kurortemanagement der DHBW Ravensburg zusammen. Wie können konzeptionelle Ansätze der touristischen Entwicklung in der Stadt Leinfelden-Echterdingen aussehen und wie kann das Destinationsmarketing verbessert werden? Mit diesen Leitfragen beschäftigten sich die Studierenden in ihrem Marketingseminar. Ihre Ergebnisse präsentierten sie Vertretern der Stadt Leinfelden-Echterdingen. 

Leinfelden-Echterdingen hat zwar nicht den Ruf einer touristischen Hochburg, doch führten die Messe Stuttgart – die an erster Stelle stehende Publikumsmesse in Deutschland –, der Flughafen und die Verkehrsgunst zu der beachtlichen Zahl von über 495.000 Übernachtungen im Jahr 2015. Mit einer Kapazität von rund 3.400 Betten schöpft die Stadt einen Großteil der Messebesucher und -aussteller sowie Business- und Tagungsgäste oder auch Stay-Over-Gäste ab. Die Studierenden der DHBW Ravensburg analysierten auf Basis von Zahlen der Stadt und des Statistischen Landesamts Baden-Württemberg die Entwicklung von Ankünften und Übernachtungen. Demnach verdoppelte sich die Zahl der Ankünfte seit Fertigstellung der Messe Stuttgart im Jahr 2007, die Zahl der Übernachtungen stieg sogar um über 226%. Im Vergleich zu den Destinationen im Umfeld der Messe weist Leinfelden-Echterdingen die höchste Progression auf. In den kommenden Jahren ist mit einer Fortsetzung des Trends zu rechnen: Durch Neubauten ergibt sich ein Plus von 30% bei den Bettenkapazitäten und der geplante ICE-Halt am Flughafen Stuttgart (Filderbahnhof) erhöht die Verkehrsgunst.

Wie sieht es aber mit dem touristischen Angebot der Stadt aus? Nach ausführlicher Recherche im Internet und diversen Broschüren sowie Expertengesprächen zeigte sich, dass die Stadt neben Freizeit- und Kulturangeboten sowie einer ausgeprägten Gastronomie noch einiges zu bieten hat: Das jährliche Filderkrautfest lockt weit über 40.000 Besucher, im romantischen Siebenmühlental gibt es ein Netz von Wander- und Radwegen, Theater und Konzerte bieten das Theater unter den Kuppeln und die Filderhalle, im Stadtteil Echterdingen weist ein historischer Pfad die Besucher zu Kulturdenkmälern und das Deutsche Spielkartenmuseum hat ein Alleinstellungsmerkmal. Eine besondere Attraktion ist die „Mäulesmühle“ mit den auch im SWR-Fernsehen ausgestrahlten Folgen von „Hannes und der Bürgermeister“. 

Albin Braig („der Hannes“) stand den Studierenden im Expertengespräch zur Verfügung und berichtete, dass die Aufführungen bereits Monate im Voraus ausverkauft sind und dass ohne besondere Werbung ein Publikum von 1,6 Millionen Menschen bundesweit erreicht wird. Was jedoch fehlt, sei eine Verknüpfung oder direkte Verbindung mit dem restlichen touristischen Angebot der Stadt. Auf diesen, vor allem organisatorisch begründeten Aspekt, wiesen auch weitere Experten wie Jürgen Köhler (General Manager Mövenpick Hotel Stuttgart Airport und Messe & Director of Operations Germany) oder Elouan Pêcheur (Direktor Parkhotel Messe Stuttgart) hin. Der grundsätzliche Kontakt zur Stadt sei jedoch gut. 

Die Untersuchung der touristischen Organisation und die Analyse der Internetseite führten im Ergebnis dann auch zu den Handlungsempfehlungen mit höchster Priorität. In fünf Gruppen mit unterschiedlichem Blickwinkel erarbeiteten die Studierenden der DHBW Ravensburg Konzeptansätze, in denen Beobachtungs- und Problembereiche, grundsätzliche Marketingansätze, Maßnahmenempfehlungen und Prioritätenfestlegungen gegenübergestellt wurden.

Klaus Peter Wagner, der Leiter der Stabsstelle für Öffentlichkeitsarbeit, Stadtmarketing und Grundsatzangelegenheiten der Stadt Leinfelden-Echterdingen, meinte in der abschließenden Diskussion: „Um durch Kooperationen, Querbeziehungen und Leistungsketten, aber auch personelle Aufstockung ein höheres Maß an Potenzialerschließung erreichen zu können und damit einen Mehrwert für alle Beteiligten zu bekommen, muss die Politik mitspielen. Aus diesem Grunde möchten wir sie gerne mit ihrem Vortrag in unseren Gemeinderat einladen.“

Dozent des Seminars Destinationsmarketing und Betreuer der Arbeit war Tilman Häusser.